Buch
Kamera
Editing
Sounddesign
Colorgrading
Regie
Die Weise von Liebe und Tod
Dokumentarfilm
Digibeta, 94 Min.
2006
Ein Versuch, sich das Lebensgefühl zweier Menschen zu vergegenwärtigen, denen der Weltkrieg die Jugend raubt. Den Zurückblickenden wird die Schuldfrage nicht gestellt – sie haben sich die Zeit wieder und wieder in Erinnerung gerufen, sie in Filmen betrachtet, sie in vielen Dokumentationen zu verstehen versucht. Sie sind sich der Paradoxie bewusst, wenn sie formulieren, die schönste Zeit ihres Lebens sei die ihres Kennenlernens während des Kriegs gewesen.
Ruth Koch, Jahrgang 1926, wird in München geboren. Sie bleibt Einzelkind und wird im protestantischen Glauben erzogen. Die Familie wohnt in der Residenz, wo der Vater als Schlosser arbeitet. Ruth wächst in einfachen Verhältnissen, aber in prunkvoll-märchenhafter Umgebung auf. Als ihr Vater zum Oberschlossverwalter befördert wird, nimmt er Frau und Kind mit nach Bamberg in die Alte Residenz.
Mit sechzehn, nach dem Tod ihrer Mutter, meldet Ruth sich freiwillig zum Arbeitsdienst, um von ihrer neuen Stiefmutter wegzukommen. Die Gemeinschaft mit anderen jungen Frauen ersetzt ihr die Familie und Ruths Bild von der Welt färbt sich nationalsozialistisch.
Hans-Günther Thoma wird 1922 in Köln als jüngster von drei Brüdern geboren. Die streng katholische Familie zieht bald nach Neuss am Rhein. Günthers Vater ist Ingenieur, der seine Kriegsverletzung aus dem Ersten Weltkrieg geschickt nutzt, um sich den Anwerbungsversuchen der NSDAP zu entziehen. Günther wird Messdiener, Pfadfinder und bleibt ein echter Dickkopf. Er ist nicht bereit, in die HJ einzutreten, woraufhin er des Gymnasiums verwiesen wird. Er folgt seinem künstlerischen Talent und macht eine Lithographielehre.
Günther bewahrt seinen kritischen Geist, ist aber weit entfernt davon, in den Widerstand zu gehen. Er meldet sich freiwillig zur Luftwaffe und schafft es mit einiger Geschicklichkeit und Glück, nicht Bordfunker zu werden. Stattdessen wird er zu einer Luftmeldeeinheit versetzt und kommt nach Holland und 1944 in den Spessart.
Hier, fern des Krieges, wo unter hohen Bäumen Türme mit Peilsystemen stehen, die die deutschen Luftgeschwader lenken, lernen sich Ruth und Günther kennen. Sie verlieben sich – trotz unterschiedlicher Konfession, trotz politischer Differenzen.
Die Welt, wo sie sich treffen, ist in einem dünnen Buch beschrieben, was unter den Soldaten weitergereicht wird: DER CORNET nennt man es verkürzt. Es ist ein bildgewaltiges, rätselhaftes Prosagedicht von Rainer Maria Rilke, ein Kultbuch, lange bevor diese Begrifflichkeit in den Sprachgebrauch einging, ein Text, welcher der Jugend huldigt und das Militärische sowohl mitreißend schildert, als auch entlarvt.
"Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke" ist der Titel einer Erzählung, welche Rainer Maria Rilke 1899 in Berlin Schmargendorf verfasst. Sie erscheint 1912 als Band Nr. 1 der Insel-Bücherei.
In lyrischer Prosa wird das Schicksal eines jungen Adligen erzählt, der von seiner Liebsten getrennt wird, um in den Krieg gegen die Türken zu ziehen. Er wird zum Cornet ernannt. Im Burgenland übernachtet die Kompanie in einem Schloss. Der junge Fahnenträger verbringt die Nacht mit der Gräfin und wird vor Morgengrauen vom Angriff der Türken aus dem Schlaf gerissen. In der Schlacht findet er den Tod.
Sinnlosigkeit und Glorifizierung des Krieges halten sich die Waage.
Nach dem Krieg schreibt Hans-Günther den Text nieder, illustriert ihn, bindet die Seiten zu einem Buch und schenkt es Ruth zur Verlobung.
Illustrationen:
Hans-Günther Thoma